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Stadtrundgang Bahnhofstraße

Die Bahnhofstraße

Die frühere Gingster Straße wurde nach dem Bau des Bergener Bahnhofs in „Bahnhofstraße“ umbenannt. Sie ist die zentrale Achse zwischen Innenstadt und Bahnhof sowie dem dahinter liegenden Industriegebiet an der Gingster Chaussee. Prägend sind die zurückgesetzten, villenartigen Gebäude aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts und die im unteren Bereich der Straße befindlichen kleineren Gewerbebetriebe und Handelseinrichtungen. Im oberen Teil befinden sich neben Wohngebäuden auch kleinere Einzelhandelsgeschäfte. In den zukünftigen Jahren soll sich die Bahnhofstraße zu einem attraktiven und städtebaulich interessanten Einzelhandels- und Wohnstandort entwickeln.

Das Bahnhofsgebäude

Überliefert wurde, dass am 1. Juli 1883 um 14:40 der erste Zug in den Bahnhof Bergen auf Rügen einfuhr. Die Strecke Stralsund - Bergen war somit eröffnet. Auf einer Postkarte vor 1900 ist das Bahnhofsgebäude abgebildet. Es steht unter Denkmalschutz und wurde 2004 für rund 9 Millionen Euro vollständig saniert.

Der Ehrenfriedhof

Der Ehrenfriedhof mit zentral gelegenem großen Grabstein mit einer Inschrift und aufgesetztem roten Stern. Der Eingang zum Friedhof wird von zwei Säulen begrenzt. Auf der umgebenen Wiese sind liegende kleine Grabsteine zum Gedenken an die Opfer zu erkennen.

Dem Bahnhof gegenüber befindet sich ein 1945 angelegter Ehrenfriedhof für die Gefallenen der Roten Armee. Dieser Friedhof ist die letzte Ruhestätte 53 sowjetischer Bürger, von denen 31 namentlich bekannt waren.

Das „Seifertsche Gebäude“

Aufzeichnungen von 1897 belegen, dass der Besitzer, Steinmetzmeister Oswald Seifert, der gleichzeitig Freimaurer war, hier ein Steinmetzgeschäft und die Kunststeinfabrik „Rugia“ betrieb. Das Gebäude ist architektonisch geprägt durch die Gründerzeit, dem Jugendstil und weist koloniale Bauelemente auf. An den Säulen und Stuckelementen entdeckt man Ornamente und Motive des Freimaurertums, die einzigartig und erhaltungswürdig sind. Die noch gut erkennbare Gliederung der Fassade mit ihren Rundbögen besteht aus Kunstgranit, Marmor und Sandstein.

Die „Bismarck-Eiche“

In der mittleren Bahnhofstraße befindet sich ein kleiner Platz, der die Calandstraße aufnimmt. Alte Fotos belegen, dass an dieser Stelle ein Gedenkstein zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck, umgeben von einem geschmiedeten Zierzaun, mit Symbolen wie Eichenlaub und Zierkugeln, gesetzt war. Eine hinter diesem Stein wachsende junge Eiche ist heute die mächtige „Bismarck-Eiche“, die diesen Platz prägt.

Die Calandstraße

Die Calandstraße wurde bereits im 18. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Man nimmt an, dass diese Straße wesentlich älter ist, da sie nach der namensgebenden geistlichen Laienbruderschaft benannt wurde, deren Haus sich im Mittelalter hier befand. Von den geistlichen und weltlichen Bruderschaften, die ins Leben gerufen wurden, ist das Gründungsdatum des „Kalands“ um 1351 überliefert. Der Name ist hergeleitet vom ersten Tag im Monat (Calandae). Regelmäßig am Ersten des Monats traf sich diese Bruderschaft mit dem Ziel, Gutes für die Armen der Stadt zu tun. Der „Kaland“ entwickelte sich in Bergen allmählich zu einer ausgesprochen reichen Adelsbruderschaft, die dann Anfang des 16. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebte. Das Haus der Bruderschaft wurde 1530 verkauft und brannte vermutlich beim Stadtbrand von 1538 ab.

Die „Alte Chirurgie“

Gegenüber der „Bismarck-Eiche“ befindet sich in der Calandstraße das gut sichtbare Backsteingebäude der „Alten Chirurgie“. Die erste beachtenswerte medizinische Versorgung der Bevölkerung Bergens begann nicht an diesem Ort, sondern bereits Ende des 14. Jahrhunderts mit der Einrichtung des St.-Jürgens-Hospital und des Aussatzhauses für Leprakranke im Bereich der heutigen Ringstraße. 1780 wurde das erste Krankenhaus, ein Spital mit drei Zimmern und zehn Betten, eröffnet. Das Gebäude der „Alten Chirurgie“ wurde von 1860 bis 1862 im neogotischen Baustil als Bergener Krankenhaus mit einer Kapazität von 60 Betten erbaut. Der Bau erfolgte durch Vermittlung des Geheimen Regierungsrates Esse in Berlin und nach Plänen des Königlichen Baurates Waesemann mit einem Kostenaufwand von 34000 Talern. Bei der Restaurierung des historischen Mauerwerkes im Juli 1999 fand ein Bauarbeiter in einem der Türm­chen eine Flasche. In dieser befand sich ein Schreiben mit folgendem Inhalt: „…Das Krankenhaus zu Bergen auf Rügen ist erbaut unter der Leitung des Maurermeisters Herrn Deysing in Bergen im Jahre 1862…“. Danach werden die Namen von den drei Polieren, den vierzehn Gesellen, acht Burschen und acht Handlangern aufgeführt. Unter den Handlangern fungierte einer als Wasser- und einer als Branntweinholer. Die Liste endete mit dem Satz „…Der Herr segne dieses Haus...!“. Die „Alte Chirurgie“ wird heute als Ärztehaus genutzt.