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Naturlehrpfad am Nonnensee

Willkommen

Liebe Naturfreundinnen und Naturfreunde,

unser neues 17 ha großes Naturareal am Nonnensee ist fertig. Die Bäume und Sträucher schlagen Wurzeln, die ersten Blätter und Blüten zeigen sich, Vogelarten beziehen ihr neues Quartier und die Bienen und Insekten finden summend und brummend ihr neues Zuhause in den Reisig-Hecken, alten Baumstämmen und porösen Steinformationen. Sogar der Fuchs übt sich im Bau und die Maus sucht Schutz in den Steinwällen. Fledermäuse nehmen Besitz in ihren neuen Quartieren und im natürlichen Tümpel wird sich sicherlich auch noch ein Lurch oder Frosch anfinden. Wir dürfen beobachten, forschen und uns freuen, wie sich aus einer kommerziell intensiv genutzten Landwirtschaftsfläche eine paradiesische Landschaft für Mensch, Pflanzen und Getier entwickeln wird. Ein zweiter neuer Aussichtssturm wird die Beobachtung der Land- und Wasservögel ermöglichen.

Wir haben großräumige Flächenstrukturierung in Anlehnung an die vorpommerschen Großlandschaften mit sanften Übergängen zwischen unterschiedlichen Naturräumen geschaffen. Trotz der Großflächigkeit werden sich daraus viele unterschiedliche Arten im Bereich der Flora und Fauna entwickeln können, ohne dass diese einen monotonen Charakter für unseren Lehrpfad ausüben. Die bestehenden Strukturen wie Waldgebiete, Aufforstungsflächen und die gesetzlich geschützten Biotope haben wir in das Gesamtareal integriert, ohne deren Charakter zu beeinflussen. Links und rechts der Wege schließen sich im Wechsel verschiedene Biotope an. Den neu angelegten Lehrpfad könnt ihr über mehrere Anschlusspunkte vom bestehenden Lehrpfad sowie im Norden von dem Ortsteil Stadthof der Stadt Bergen auf Rügen erreichen. Ein maximal 2 Meter breiter unbefestigter unversiegelter Pfad aus Schotterrasen durchläuft das Areal in großen naturnahen Schwüngen und verzweigt sich an mehreren Wegpunkten, damit wir die Strukturvielfalt der neu geschaffenen Naturräume direkt erleben können. Durch diese Art der Weggestaltung wurde der Eingriff in Natur und Landschaft auf ein Mindestmaß reduziert.


Was gab den Impuls, diesen Naturlehrpfad zu schaffen? Von 2014 bis 2020 erhielt Mecklenburg-Vorpommern 967,8 Millionen Euro aus dem Europäische Fonds für Regionale Entwicklung. Bergen auf Rügen hatte sich mit diesem Projekt beworben, weil dieses Areal ein hohes Maß an Bildungspotenzial bietet, denn neben dem Schutz von Fauna und Flora soll es für Bildungsaufträge in heimatkundlichen Bereichen von Schulen und Vereinen frequentiert werden. Diese Projektwahl wurde während der Erarbeitung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes als Umwelt- und Bildungsprojekt für eine EFRE-Förderung qualifiziert, weil ein Umweltvorhaben direkt im Kontext zu einer Bildungsmaßnahme stehen musste. Durch die Sanierung des Hortes der städtischen Grundschule „Am Rugard“ wurde dieses Umweltbildungsvorhaben ausgewählt. Für die Umsetzung dieses Projektes und dem Aufbau des 2. Beobachtungsturmes wurden 650.000,00 Euro ausgegeben.

Wir möchten euch nicht vorenthalten, was in diesem Areal passiert ist. Wir haben 5.000 m² ca. 2 m breite Rasenschotterwege angelegt, 2.600 m³ Boden für die Rohbodenflächen modelliert und bewegt. Es wurden insgesamt 136 Bäume und 92 Solitärbäume gesetzt. Davon stehen 120 Obstbäume verschiedener Sorten in den Obstreuwiesen. Hinzu kommen 11.671 blüten- und fruchttragende Sträucher, die derzeit noch vor Wildverbiss durch eine Umzäunung geschützt werden müssen. Für die Steingruppen und Habitatelemente wurden ungefähr 100 m³ Moränen- und Feldsteine verwendet und 390 m und 2 m hohe Lesesteinwälle gelegt. 50 Hart- und Weichholzstämme dienen als Habitatelemente, sowie ein 100 m² Stubben- und Reisigwall. Von 134.640 m² Saatflächen wurden jeweils spezielle blütenreiche Ansaaten für ca. 5.000 m² Feldraine, 75.000 m² für Wiesenflächen und 31.200 m² für die Obststreuwiesen ausgetragen. Dann gab es Uferstaudenmischungen auf 1.800 m². Die Flächen im Bereich der temporären Wasserflächen haben eine Größe von ca. 1.250 m² und wurden gewalzt und verdichtet, um die Versickerung der Wasserstände zu verlangsamen. Für die Fledermäuse wurden 5 Stück Quartiere und für die Vögel 2 Stück Artenschutztürme aufgestellt, 10 Stück porige Moränensteine.  

Große Informationstafeln erklären themenhaft die verschiedenen Naturräume. Die Informationen, die auf den Tafeln in der Örtlichkeit an den Wegesrändern und an den Ausruhplätzen zu finden sind, stellen wir in aller Ausführlichkeit mit Genehmigung des Autors und Planers Thomas Nießen vor. Es ist uns wichtig, das recherchierte Wissen um alle Lebensräume für die Heimatkunde zu öffnen. Alle Fotografien der Vorder- und Rückseiten der Informationstafeln sind Momentaufnahmen direkt vom Nonnensee des Fotografen Sven Lamprecht. Wir wünschen allen einen erholsamen Aufenthalt in unserem neu geschaffenen Naturparadies und hoffen auf schonenden und behutsamen Umgang mit der Pflanzen- und Tierwelt.

Fotos: Stadt Bergen auf Rügen - Bau- und Ordnungsamt
Bergen auf Rügen: Juni 2020

 

 

Historisches - Informationen zu historischen Strukturen

Eiszeit auf Rügen

Etwa 8.000 vor Christus ziehen sich die letzten Gletscher Norddeutschlands zurück und hinterlassen nach ihrem Abtauen riesige Geröllfelder. Eines dieser Geröllfelder ist die Insel Rügen. Im Zuge der Eiszeit (bei uns Weichsel-Kaltzeit genannt) entsteht auch der Nonnensee - ein etwa 10.000 Jahre alter und 1,5 m tiefer Schmelzwassersee. Gletscher und Schmelzwasser formen Becken und Rinnen, die den Seen ihre heutige Gestalt geben.

In den 70 iger Jahren wurde der Nonnensee mit einem elektrisch betriebenen Schöpfwerk entwässert. Mit der Ausschaltung des Schöpfwerkes um 1993 entstand der See wieder in seinen alten Dimensionen. Lange Zeit waren die Strauch- und Baumvegetationen zu sehen, die mit ihren Wipfeln und Strauchspitzen aus dem Gewässer ragten. Diese dienten den Kormoranen und anderen Vögel zum Brüten und Rasten. Inzwischen ist von diesen Spuren nur noch wenig zu finden. In sehr trockenen Perioden ist der Grund des Sees stellenweise sichtbar. Heute erfreut sich der See in den Wintermonaten als beliebte Eislauffläche und im Sommer wird das Umfeld des Sees gern als Wander-, Lauf- und Fahrradstrecke genutzt. Durch die Renaturierung des Gewässers hat sich für die Ornithologen ein wahres Vogelparadies entwickelt. Regelmäßig werden Vogelbeobachtungen durchgeführt.

Das Hügelgrab am Nonnensee

Hügelgräber sind aufgeschüttete Erdhügel mit kegelförmigem Aufbau, die als Begräbnisstätten errichtet wurden. Die meisten Hügelgräber stammen aus der Bronze- und Eisenzeit und sind zwischen 3.000 und 3.600 Jahre alt. Der Aufbau der bronzezeitlichen Hügel ist heute durch zahlreiche Ausgrabungen bekannt. Die Einfassung erfolgte durch eine sehr präzise angelegte kreisförmige Steinsetzung. In der Mitte wurde das Haupt- oder Zentralgrab eingetieft und der oder die Tote unverbrannt, mit einer Wegzehrung, wenigen Geräten, Schmuck und Waffen aus Bronze oder Feuerstein beigesetzt. Die Gräber sind in der Regel sehr spärlich ausgestattet, Holz, Felle oder andere organische Stoffe haben sich nicht erhalten. Edelmetall fehlt.[1] Heutzutage sind sie meist überwachsen und oft versteckt in den Wäldern. Ihre Größe gibt Aufschluss über die Bedeutung der begrabenen Persönlichkeit.

Am Nonnensee wurde 1953 ein solches Hügelgrab entdeckt, welches als Bodendenkmal verzeichnet und geschützt ist.  Aber aus Unwissenheit wurde bereits viel von dieser historischen Begräbnisstätte zerstört.

Fotos: Stadt Bergen auf Rügen - Bau- und Ordnungsamt
Autor: Thomas Nießen Büro für Landschafts- und Freiraumarchitektur; ergänzt durch Stadt Bergen auf Rügen
[1] Vgl.: https://geschichte.ruegens.de/category/vorgeschichte/ abgerufen 10.06.2020 um 08:58 Uhr

Baumlehrpfad

Informationen zum Baumlehrpfad und zur strukturreichen Waldentwicklung und Waldsaumausbildung am Nonnensee


Informationen zum Baumlehrpfad

Die Wanderwege werden von Baumreihen und Alleen aus Solitärbäumen unterschiedlichster Arten begleitet. Sie stellen ein charakteristisches Gestaltungselement dar. Der Stellenwert für das Landschaftsbild wertet sich dadurch auf. Dem Wanderer wird durch die Beschattung der Bäume ein attraktives Licht- und Schattenspiel dargeboten. Durch die Kombination von aufgelockerten Strukturen typischer und außergewöhnlicher Sorten einer Gattung entstand ein eigenständig funktionierender Baumlehrpfad. Er lädt dazu ein, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bäume festzustellen, denn im Jahresverlauf verändern sich die einzelnen Merkmale, wie Blüte, Frucht und Herbstfärbung. Vorwiegend wählte man gekürte „Bäume des Jahres“. Die als Solitärbäume gepflanzten Sorten können sich deshalb in ihrem natürlich typischen Aussehen sichtbar präsentieren. Einige Bäume wie zum Beispiel Birkenarten wurden teilweise gezielt verdichtet gesetzt, um die Gruppenwirkung zu erfahren. Andere wiederum stehen weit auseinander, sodass vor allem die imposanten Solitärbäume im Laufe ihres langjährigen Wachstums ein ungestört ausgebreitetes arttypisches Erscheinungsbild ausprägen zu können.

Die Baumreihen, Alleen und Baumgruppen stechen jedoch nicht nur optisch, sondern auch ökologisch heraus. Gerade in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegenden vernetzen Alleen und Baumreihen wertvolle natürliche Lebensräume. Sie fungieren als Nistplatz, Rastplatz und Nahrungsspender für viele Tiere. Sie übernehmen gerade an verkehrsreichen Straßen und in dicht besiedelten Gebieten eine überaus nützliche Aufgabe. Sie filtern nicht nur Staub und Abgase aus der Luft und reinigen das Grundwasser von Schadstoffen, sie wandeln auch das Kohlendioxid um, was wiederum für den Klimaschutz von hoher Bedeutung ist. Alleen können bis zu 70% der Feinstäube aus der Luft herausfiltern. Aufgewirbelte Staubpartikel schlagen sich auf den Blättern nieder und werden vom Regen abgewaschen. Allein auf diese Weise kann ein einziger Baum im Laufe eines Jahres bis zu einer Tonne Staub aus der Luft „auskämmen“.

Baumreihen und Alleen verbinden, in der landwirtschaftlich geprägten Landschaft, isolierte Naturräume miteinander und sorgen dafür, dass Pflanzen und Tiere weiterhin Lebensräume finden. Die Baumreihen an den Straßen und Wegen erlauben es Kleinsäugern, Insekten und Vögeln, wie dem Stieglitz, sich auszubreiten. Auch Greifvögel wie der Mäusebussard oder der Habicht sitzen in den Alleebäumen und halten Ausschau nach Beute. Es nisten oder rasten Singvögel wie der Buchfink, aber auch der Buntspecht oder die Ringeltaube in den Bäumen.

Der Baumlehrpfad selbst bildet ein eigenes kleines "Biotop". Schattige kühle Tage oder auch mit viel Sonnenschein, die feuchtigkeitsspeichernde Wirkung der Laubdächer und gedämpfte Windgeschwindigkeiten im Alleetunnel sorgen für spezifische Lebensbedingungen und ein besonderes Mikroklima. Spinnenarten, Käfer, Bienen und andere Insekten finden in ihm einen Lebensraum.

Jede Baumart hat dabei ihre eigene Funktion im Naturhaushalt. Über 500 Insektenarten sind auf einer einzigen Birke gezählt worden und die Früchte der Eberesche dienen als Nahrung für bis zu 60 Vogelarten[1].

Rügen ist auch für seine wunderschönen und langen Alleen bekannt. Beginnt doch auf Rügen die Deutsche Alleenstraße, welche bis zum Bodensee führt und eine bekannte und beliebte touristische Strecke ist. Doch das Alleensterben hat auch auf Rügen eingesetzt. Mehr als zwei Drittel der Bäume sind zwischen 70 und 90 Jahre alt und sterben langsam ab. Von 1990 bis 2008 mussten aus diesem Grund über 4300 Alleebäume gefällt werden. Im Gegenzug wurden von 1990 bis 2005 an Rügens Straßen und Wegen etwa 19.000 neue Bäume auf ca. 153 km Weglänge gepflanzt. Aufgrund mangelnder Pflege und der Benutzung von Streusalz im Winter liegt die derzeitige Absterberate der Alleebäume bei 20%[2]. Um der Bedeutung dieses Rügen typischen landschaftlichen Elementes Ausdruck zu verleihen, wurde auch eine alleeartige Baumreihe gepflanzt. Im Gegensatz zur konventionellen Allee besteht sie in unregelmäßigen Abständen mit unterschiedlichen Bäumen und dient darum gleichzeitig als Baumlehrpfad, an welchem rügentypische, aber auch fremdartige Bäume studiert werden können.

Informationen zur strukturreichen Waldentwicklung und Waldsaumausbildung

Das Naturgebiet am Nonnensee ist unregelmäßig mit Waldflächen verwoben. Sie sollen miteinander entwickelt werden. Darüber hinaus bestehen Flächen, die durch Initialpflanzungen zu künftigen Waldflächen heranwachsen und in der frühen Anwachsphase mit einem Wildverbissschutz gesichert werden mussten.

In der dritten Bundeswaldinventur 2014 wurden 51 Baumarten bzw. Baumartengruppen erhoben. 11 Baumarten nehmen ca. 90 % des Holzbodens ein. Das sind Gemeine Fichte, Gemeine Kiefer, Rotbuche, Traubeneiche und Stieleiche, des Weiteren die Baumarten Gemeine Birke, Gemeine Esche, Schwarzerle, Europäische Lärche, Douglasie und Bergahorn. Die übrigen 40 Baumarten teilen sich die restlichen 10 % des Holzbodens. Trotz ihrer geringen Flächenverbreitung leisten die übrigen Baumarten wichtige Beiträge für Vielfalt, Stabilität, Bodenpflege und Holzerzeugung[3]. In den Waldgebieten des Plangebietes zeigt sich eine vielfältige Zusammensetzung aus Laub- und Nadelbäumen. In den feuchteren Bereichen sind es vor allem Birken und Weiden, während in den höher gelegenen Bereichen vorwiegend Buchen, Eichen und Kiefern vorzufinden sind.

Die geradlinigen vorhandenen Aufforstungsflächen konnten in das Konzept eingebunden und weiterentwickelt werden. Somit steigert sich der ökologische Mehrwert einer solchen Aufforstungsfläche.

Eine natürliche Selektion führte in „wilderen“ und der Natur überlassenen Gebietsbereichen zu einer typischen Baumartenzusammensetzung, der sogenannten „heutigen potenziellen natürlichen Vegetation“. Das ist die Vegetation, die sich bei den gegenwärtigen Standortbedingungen ohne den Einfluss des Menschen am Ende aller Entwicklungsstadi­en einstellt. Da ein aktives menschliches Eingreifen nicht erwartet wird, werden sich nachfolgend beschriebene Vorwaldbereiche ähnlich entwickeln.

Ein gesunder Wald ist durch Strukturreichtum gekennzeichnet. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass Totholz vorhanden ist. Totholz gehört zum natürlichen Kreislauf im Wald. Viele, insbesondere seltene Arten sind auf diesen Lebensraum spezialisiert. Pilze, Flechten, Insekten und Vögel, wie der Waldkauz und die Dohle leben vom oder im Totholz und finden hier Nahrung, Unterschlupf und Brutgelegenheit.

Die großflächige Integration von Totholz war somit ein wichtiger Faktor für die biologische Vielfalt in einem Wald[4] und wurde im Naturareal daher gezielt umgesetzt.

Den Vorwald im Gebiet sollen strukturreichere Bestände von Pionierbaumarten unterschiedlichen Alters ausbilden. Vorwaldbereiche entstehen in der Regel durch Sukzession. Meist handelt es sich seit Längerem  um aufgelassene Nutzflächen oder um ehemals gestörte bzw. durch Baumaßnahmen veränderte Standorte. Die Krautschicht ist überwiegend ruderal geprägt. Die Mindestdeckung der Baumschicht beträgt 30%. Auch in den Vorwaldbereichen der Natur- und Erholungsflächen am Nonnensee sollen sich nach Initialpflanzungen sukzessiv Pionierarten in den offen gelassenen Rohbodenflächen ansiedeln. Kennzeichnende Arten, wie Feldahorn, Holzapfel, Wildbirne, Elsbeere und weitere wurden dabei für die Initialpflanzungen verwendet.

Fotos: Stadt Bergen auf Rügen - Bau- und Ordnungsamt
Autor: Thomas Nießen Büro für Landschafts- und Freiraumarchitektur

[1] Vgl.: https://www.alleen-fan.de/Information/index.html/, abgerufen am 08.08.2018 um 09:28 Uhr
[2] Vgl.: https://www.ruegenmagic.de/alleen-ruegen.html, abgerufen am 27.08.2018 um 11:28 Uhr
[3] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, S. 12 ff.
[4] Ebd. S.23 ff.

Habitatelemente

Informationen zu den Struktur- und Habitatelementen sowie über den Lebensraum der Streuobstwiese

Informationen zu den Struktur- und Habitatelementen

Durch das Anlegen der Lese-Steinhaufen und -Wälle aus Moränensteinen und den Trockenmauern konnten die einzelnen großen Flächen strukturiert werden. Diese aufgehäuften oder linear angelegten Steinformationen dienen der Vernetzung von verschiedenen Biotopen (Trittsteinbiotope) und sind Habitate für diverse Insekten, Reptilien, Kleinsäuger sowie Flechten und Moose. Die wegebegleitenden Elemente unterstützen den Lehrcharakter.

Zur Erhöhung der Artenvielfalt wurden einige Teilflächen besonders in den Bereichen vom Übergang zu den bestehenden landwirtschaftlich genutzten Flächen mit Hartholzpfosten ausgestattet, die eine maximale Länge von vier Metern erreichen. Diese sind mit Löchern verschiedenen Durchmessers versehen und dienen somit vielen Insekten und Kleinsäugern als Unterschlupf und Rückzugsbereichen. Diese Pfosten sind gleichzeitig Grenzmarker des Naturareals und verhindern eine Beeinträchtigung der an die Agrarflächen angrenzenden Flächen, wie zum Beispiel Feldraine. Zur Erhöhung der Artenvielfalt wurden Artenschutztürme, -masten oder –pfosten aufgestellt, die innerhalb verschiedener Flächen, Brut-, Nist- und Schlafplätze für viele Arten, wie beispielsweise Fledermäuse, Nischenbrüter oder Insekten, schaffen. Die stark bedrohten Fledermäuse leiden unter den negativen Folgen einer intensiven Land- und Forstwirtschaft sowie der Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen. Viele ihrer traditionellen Quartiere wurden zerstört und Nahrungsquellen reduziert

Informationen zu den Streuobstwiesen

Streuobstbau ist eine Form des Obstbaus, bei welchem mit umweltverträglichen Bewirtschaftungsmethoden Obst auf hochstämmigen Baumformen erzeugt wird. Die Bäume stehen im Gegensatz zu niederstämmigen Plantagenobstanlagen häufig "verstreut" in der Landschaft. Archäologische Funde in Mecklenburg-Vorpommern belegen, dass die Anfänge des Obstbaus bereits in die frühgeschichtliche Zeit zurückreichen. Die moderne Obstkultur gelangte im Mittelalter vor allem über die Klostergärten in die Region. Nach einem Niedergang durch den Dreißigjährigen Krieg begann im frühen 18. Jh. eine Blütezeit des Obstbaus. In dieser Zeit hielten Obstbäume Einzug in die Bauerngärten. Das Obst trug nicht nur zur Versorgung der heimischen Bevölkerung bei, sondern gelangte auch in guten Erntejahren in nicht unerheblichen Mengen in den Export.

Im neuen Naturareal östlich des Nonnensees sind aus nachfolgend erläuterten Gründen auch Streuobstwiesen zum Einsatz gekommen. Die Obstbäume wurden in einem aufgelockerten Raster mit Abständen zwischen mindestens 10,00m und 14,00m gepflanzt. Diese Abstände ergeben sich aus den Mindestabständen zwischen den einzelnen Obstbäumen für eine komfortable Ausbreitung und Entwicklung eines Art- typischen Habitus.

Streuobstwiesen aus regionalen und historischen Obstgehölzen spielen eine wichtige Rolle für die Biodiversität. Sie sind in ihrer Vielfalt der Anbauformen prägender Bestandteil der mitteleuropäischen Kulturlandschaften[1]. Speziell regionale und historische Obstsorten tragen zum Erhalt, Entwicklung und zur Sicherung eines Arten- und Sortenpools in Verbindung mit einer extensiven Wiesen- und Weidennutzung auf blüten- und artenreichen Grünländern bei. Sie stehen nicht nur für Regionalität, sondern auch für Robustheit, Allergikerfreundlichkeit und vor allem für Vielfalt. Als historische Sorten bezeichnet man heute solche, die vor mehr als 100 Jahren gezüchtet und in den Handel überführt wurden, wie zum Beispiel den Pommerschen Krummstiel.

Diese Anlageform der Streuobstwiese lässt eine Obernutzung (Hochstamm-Obstgehölze) sowie eine Unternutzung zu. So können hier unterschiedlichste Lebensräume auf einer gemeinsamen Fläche entstehen. Zudem stehen Streuobstwiesen charakteristisch für eine alternative Bewirtschaftungsform, die ohne synthetische Behandlungsmittel wie Pestizide und Dünger auskommt. Das Bewusstsein der Menschen wird in Bezug auf diese Bewirtschaftungsform positiv geschult.

Wildbienen und weitere immer seltener werdende Insekten finden in einer Streuobstwiese exzellente Lebensbedingungen vor. Vögel, wie der Star und der Gartenrotschwanz sind dankbar für dieses Angebot. Die Industrialisierung der Landwirtschaft, klimatische Veränderungen und Globalisierungseffekte in der Tier- und Pflanzenwelt bedrohen diese Arten massiv. Darum wird es immer bedeutender, solche wertvollen Lebensräume zu berücksichtigen und großflächig zu etablieren.

Auch auf Rügen legte man rings um die Dörfer Streuobstwiesen an. Seit dem Mittelalter nahm der Obstanbau stetig zu und es entstanden ganze Landschaften, deren Charakter durch die Streuobstwiesen geprägt wurden. Eines der ältesten Beispiele dafür ist die Gegend Stedars am Kleinen Jasmunder Bodden.

Fotos: Stadt Bergen auf Rügen - Bau- und Ordnungsamt
Autor: Thomas Nießen Büro für Landschafts- und Freiraumarchitektur
[1] Vgl.: https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst/streuobstwissen/streuobstbau.html, abgerufen am 15.05.2018 um 07:45 Uhr

Biotopvernetzung

Informationen über Blütenwiesen, Strauchstrukturen, Hochstaudenflure, Feldraine und über temporäre Kleingewässer 

Feldrain- und Wiesenstrukturen  

Extensive Grünlandflächen gehören zu den artenreichsten Biotopen Europas. Über ein Drittel aller heimischen Farn- und Blütenpflanzen kommen hauptsächlich im Grünland vor. Von den in Deutschland dieser gefährdeten Arten haben rund 40 % (das entspricht 822 Arten) ihr Hauptvorkommen im Grünland. Mit seiner Reichhaltigkeit an Strukturen und zeitlich gestaffelten Blühabfolgen wird die große Vielfalt an Tierlebensräumen erreicht. Davon profitieren die Wirbeltiere wie Vögel und Kriechtiere, als auch die Kleinstlebewelt von Blüten- und Blütenständen, die in engen Wechselbeziehungen zwischen der Pflanzen- und Tierwelt bestehen. Aufgrund des enormen Artenspektrums und der Vielzahl unterschiedlicher Standorte spielt der Erhalt des Grünlands eine wesentliche Rolle bei der Erreichung von nationalen, europäischen und internationalen Zielen zur Artenvielfalt (Biodiversität)[1]. Im Naturareal entwickelten sich artenreiche blühende Wiesenstrukturen und feldrainartige Saumflächen aus gebietseigenem regionalem Saatgut. Sie tragen nicht nur zu einer nahezu ganzjährig ästhetischen Gestaltung bei, sondern haben auch vielfältig wirkenden ökologischen Mehrwert. Postkartenmotive der Insel Rügen, die blühende Kornblumen- und Mohnstreifen an den Wegesrändern zeigen, können zudem als gestalterisches Motiv angesehen werden.

Als gebietseigen (autochthon) werden einheimische Pflanzen bezeichnet, welche sich in einem Naturraum über einen langen Zeitraum in vielfacher Generationenfolge vermehrt haben. Zertifizierte Saatgutproduzenten vermehren Saatgut bestimmter Herkunftsregionen in definierten Produktionsräumen. „Deutschland verpflichtete sich mit der Unterzeichnung der „Biodiversitätskonvention von Rio“, die 1993 in Kraft getreten ist, den Erhalt unserer biologischen Vielfalt zu bewahren und auf Dauer zu sichern. Daraufhin wurde im Bundesnaturschutzgesetz festgeschrieben, ab 2020 in der freien Landschaft Pflanzen und Saatgut nur noch innerhalb ihrer Vorkommensgebiete auszubringen. Das heißt, sie müssen „gebietseigen“ sein[2].“ Nicht nur während der Blütezeit haben standorttreue mehrjährige Wildpflanzenmischungen einen positiven Effekt auf die Nahrungsversorgung von Insekten. Diese Mischungen bieten das ganze Jahr über Eiablage- und Puppenplätze und reiches natürliches Futter für Vögel und andere Lebewesen. Hinzu kommen neben ökologische auch ökonomische Vorteile. Die Kosten von mehrjährigen gebietseigenem Saatgut sind zwar höher als die der einjährigen (exotischen) Mischungen, doch der einmalige höhere Aufwand zahlt sich trotz pflegerischer Maßnahmen über die Jahre durch langfristige Kostenreduzierung aus. Die Flächen wurden für einen Zeithorizont von mehreren Jahren angelegt. Die Anpassungsfähigkeit an die regionalen Gegebenheiten, ausdauernde Lebensweise und ein Etablierungsvorteil gegenüber nichtheimischen Pflanzen halten Pflegekosten mehrjähriger Ansaaten langfristig also auf einem niedrigen Niveau[3].

Feldrain und Saumflächen

Acker-, Wiesen- oder Feldraine sind lineare, mit gras- und krautartigen Pflanzen bewachsene und überwiegend gehölzfreie Strukturen Saum artiger Ausprägung. Herkömmlich befinden sie sich innerhalb, zwischen oder am Rand von landwirtschaftlichen Nutzflächen. Sie sind in ihrer Bedeutung und Funktion wichtig und bereichern unsere Kulturlandschaft. Außerdem stellen sie einen Rückzugs- und Lebensraum für viele Offenlandarten, wie Insekten, Feld- und Heckenvögel oder Niederwild dar. Immer seltener vorkommende Arten, wie das Rebhuhn, sind von diesen Bereichen abhängig, da sie Bodenbrüter sind, die in der Vegetationsschicht Schutz und Nahrung finden. Als Übergangsbereiche zwischen den Lebensräumen gelten Saumbiotope allgemein als sehr artenreich. Es können sich unterschiedliche Pflanzengemeinschaften ausbilden, die wiederum die Basis für das Vorkommen zahlreicher Tiere darstellen, denen der Feldrain z.B. als Nahrung, Deckung, Lebens- und Nistplatz, Flucht- und Überwinterungsmöglichkeit dient. Als Ausbreitungskorridore und „Trittsteine“ für Tiere und Pflanzen vernetzen sie Lebensräume und verbessern den Biotopverbund. Demnach tragen sie maßgeblich zur Erhöhung der Biodiversität bei. Der Schutz der Feldraine gewinnt durch die extremen Wetterereignisse an Bedeutung, denn wirken als Böschungssicherung oder als hangparallele Erosionsbarriere und schützen den Boden. Da sie keinen wirtschaftlichen Wert haben, sind sie in ihrem Bestand stark gefährdet. Dies macht sich durch „schleichende“ Ausbreitung von Konkurrenznutzungen, wie ackerbaulich genutzte Flächen, oder durch die zunehmende Verbuschung, also Gehölzausbreitung, wegen mangelnder Pflege der Saumbereiche bemerkbar.

Die Strukturvielfalt der Feldraine sind durch die Einträge von Düngemittel stark beeinträchtigt. Das Verdichten durch Befahren schädigt die Bereiche ebenso, wie die unerlaubte Ablagerung von festen Wirtschaftsdüngern oder Abfälle.

Blüten- und artenreiche Wiesen- und Hochstaudenfluren

Häufig dominieren blüten- und artenreiche Wiesen- und Hochstaudenfluren, die durch eine extensive Pflege gekennzeichnet sind und ein Gleichgewicht zwischen Gräsern und Kräutern halten. Diese Flächen sind Habitate für eine Vielzahl an Insekten wie Bienen und Tagfalter, die in der heutigen Landschaft immer seltener anzutreffen sind.

Nach Informationen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Mecklenburg-Vorpommern (BUND M-V) sind naturnahe, artenreiche und vielfältige Wiesen in Mecklenburg- Vorpommern selten[4]. Als Artenreichtum versteht man Wiesen mit einer Anzahl von mindestens zwanzig verschiedenen Pflanzenarten. Als artenarm werden Wiesen mit weniger als zehn verschiedenen Pflanzenarten bezeichnet. Der Aspekt des floristischen Artenreichtums bedingt den faunistischen Reichtum. Die Qualität eines Habitats steht in Abhängigkeit der Lebensqualität seiner Bewohner. Falsche oder mangelnde Pflege und Nutzungskonkurrenz sind auch bei den blüten- und artenreiche Wiesen- und Hochstaudenfluren die maßgeblich gefährdenden Faktoren. Ein Beispiel dafür ist die zu häufige Mahd, die zum Rückgang der Artenvielfalt führt und gleichsam Habitate für bodenbrütende Vögel oder andere Artengruppen zerstört. Wiesen- und Hochstauden bieten Insekten einen ganzjährigen Lebensraum. Es sind aber auch die Wildtiere, die sich bevorzugt in hochgewachsenen Wiesen verstecken. Am Boden in der Wiese brüten weitere Vögel. Zu ihnen gehört z.B. der Wachtelkönig, der ein streng geschützter Vogel nach der europäischen Vogelschutz-Richtlinie ist[5]. Die Avifauna (Gesamtheit aller in einer Region vorkommenden Vogelarten) wird in der genutzten Landschaft zunehmend gefährdet – in der Agrarlandschaft hat sich die Anzahl der Vögel über die letzten dreißig Jahre halbiert. Nach den Ergebnissen des nationalen Vogelschutzberichtes 2013 hat sich der Anteil von Arten mit Bestandsabnahmen im 12-Jahres-Zeitraum gegenüber dem 25-Jahres-Zeitraum deutlich erhöht: über den kurzfristigen Zeitraum zeigt ein Drittel aller Brutvogelarten, ca. 84 Arten, signifikante Bestandsrückgänge. Die stärksten Anteile rückläufiger Bestände weisen Arten des Offenlandes auf. Die meisten Vogelarten, die auf Äckern, Wiesen und Weiden brüten, gehen wegen der hohen Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung deutlich im Bestand zurück[6]. Daher wurde in der Umsetzung der Natur- und Erholungsflächen am Nonnensee besonderer Wert auf die Schaffung verschiedener Wiesentypologien mit diversen Artenzusammensetzungen aus zertifiziertem regionalem Saatgut des Herkunftsgebietes 3 „Nordostdeutsches Tiefland“ gelegt. Eine spezielle Saatmischung wurde für die Wiesen im Uferbereich der ephemeren (kurzlebigen) Kleinstgewässer gewählt. In den Talbereichen des leicht hügelig geformten Gebietes wurden artenreiche blühende Wiesen angelegt. In den restlichen Gebietsbereichen und als Unterpflanzung der Streuobstwiesen, an denen artenreiches Grünland vorgesehen ist, wurde eine Grundmischung aus ebenfalls regionalem Saatgut eingesät. Partiell eingefügtes Saatgut von krautigen Pflanzen, wie Schwingel, Spark und Ehrenpreis vervollständigte die Wiesenmischung. 62.191 Hektar der insgesamt 97.400 Hektar großen Insel Rügen werden landwirtschaftlich genutzt. Einen Großteil nehmen die maschinell bestellten Ackerflächen mit etwa 50.156 Hektar ein, den Rest von rund nur etwa 12.000 Hektar das Weide- und Grünland[7]. Dies zeigt, wie vorherrschend der Naturraum Rügens von der Landwirtschaft eingenommen wurde und gibt Anlass zu einer verstärkten Förderung von extensiv genutztem Grünland. Zur Verhinderung von sukzessiven Entwicklungsprozessen werden die Grünlandbereiche einer Mahd mit dem Balkenmäher unterzogen.

Mehrreihige freiwachsende Feldhecken- und Gebüschstrukturen

Die Waldränder an bestehenden gradlinigen Aufforstungsflächen wurden mit mehrreihigen freiwachsenden Hecken- und Sträuchern gesäumt, damit strukturreiche Waldflächen entstehen können. In den ersten Jahren ihrer Wachstumszeit müssen diese Pflanzflächen durch Wildverbisszäune geschützt werden, die man später wieder entfernt.

Feldhecken und Gebüschstrukturen sind mehrreihig gepflanzte oder auch durch Samenflug entstandene 3 – 7 m hohe Gehölzstreifen. Sie setzen sich aus verschiedenen Arten einheimischer Gehölze zusammen und bilden eine hochkomplexe Lebensgemeinschaft. Eine Hecke ist ein bandartiger, breiter Vegetationsgürtel, der sich verschiedenartig entwickelt und entstanden sein kann[8].

Das Anlegen von Feldhecken und anderen linearen Gebüschstrukturen hat eine weit in die Vergangenheit reichende Tradition in Mecklenburg- Vorpommern. Sie durchzogen vom 16. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts die meisten der kleinräumig parzellierten Agrarlandschaften und führten darüber hinaus optisch zu einer Gliederung und Belebung des Landschaftsbildes. Ihre historische Nutzung lässt sich aus der Markierung von Nutzungs-, Eigentums- und sogar Landesgrenzen ableiten. Sie entstanden auf Lesesteinriegeln, entlang von Gräben und den parallel dazu angelegten Wällen und dienten nicht nur zur Einfriedung einer Fläche, sondern auch zur Wildobstnutzung und Brennholzgewinnung. Als landschaftliches und kulturelles Element haben Hecken- und Gebüschstrukturen nicht nur für den Menschen wichtige Aufgaben übernommen, sondern sind aus ökologischer Sicht ein wertvolles Landschaftselement. Sie dienen auf eine vielfältige Art und Weise der Förderung und Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. Sie leisten einen Beitrag zum Verbund von Biotopen und Habitatstrukturen und für die kleinklimatischen Umfeldbedingungen. Neben dem Erosionsschutz und der Reinhaltung der Luft, stellen sie einen vielfältigen Lebensraum dar[9].

Die Mehrreihigkeit dieser Hecken erhöht die Siedlungsdichte der heckenbewohnenden Vogelarten, wie Gartenrotschwanz und Zaunkönig, Insekten und Kleinsäuger. Da die Hecken durch die eingeschränkte Luftbewegung und höhere Luftfeuchtigkeit ein vermehrtes Insektenvorkommen vorweisen können, stellen sie ein wichtiges Nahrungsrevier für Brutvögel dar. Die neu angelegten Gehölzstrukturen bieten allen in der Region vorkommenden Vogelarten günstige Bruthabitate und Ansitzwarten. Gleichzeitig verringert sich die Verdunstung im Einflussbereich der Hecke. In unmittelbarer Nähe der Hecke verändert sich das Mikroklima hin zu höherer Boden- und Luftfeuchte, einem erhöhten Taufall durch Windschwächung und einer verzögerten Verdunstung. Damit kann der Wasserhaushalt insbesondere auf leichten Böden stabilisiert werden[10].

Entscheidend für die Besiedlung durch Vögel sind die Größe, die Struktur und die Form der Flurgehölze. Linienhafte Flurgehölze (Feldhecken) sind demnach nur dann für die Vogelwelt als Brutstätte bedeutsam, wenn die Hecke vertikal geschlossen ist und eine entsprechende Breite aufweist. Dabei werden insbesondere die Heckenränder besiedelt. Ein hoher Anteil von Dornensträuchern beeinflusst die Individuen-Dichte und Artenvielfalt der Vögel zum Beispiel positiv. Das Vorhandensein bewehrter und stark verzweigter Straucharten (Schlehe, Weißdorn, Wildrosen- oder Brombeerarten) ist von wesentlicher Bedeutung für die Anlage von Nestern. Ebenfalls gern als Nistgehölz angenommen, werden Hasel und Schwarzer Holunder. Früchte tragende Dornensträucher wie Schlehe, Weißdorn und Hundsrose spielen zudem in den Wintermonaten eine wichtige Rolle als Nahrungsquelle für viele Vogelarten. Der Einsatz von Schirmbäumen (Überhälter) und ein gut ausgeprägter Saum haben ebenfalls positive Auswirkungen für die Gesamtheit aller in der Region vorkommenden Vogelarten Avifauna.

Schirmbäume in der Hecke werden als Brutplatz von Arten wie Mäusebussard, Ringeltaube, Elster, Buchfink oder Rabenkrähe genutzt. Sie sind zugleich Sitz- und Singwarte sowie bei höherem Alter der Bäume Brutplatz für höhlenbewohnende Vogelarten. Gut ausgeprägte Säume werden zum Beispiel von Rebhuhn und Fasan genutzt[11]. Doch die Intensivierung der Landwirtschaft war und ist ein Grund dafür, dass sich die Hecken mehr und mehr zu rudimentären Strukturen entwickelten oder aus dem Landschaftsbild verschwanden. Auch heute noch sind diese Hecken bedroht, da die Intensivierung der Landwirtschaft weiter fortschreitet, die Beweidung mit Nutztieren, welche oftmals Gehölze verbeißen, stark zugenommen hat und sie keinen direkten wirtschaftlichen Wert besitzen.

Für die Feldgebüsch- und Heckenbereiche der Natur- und Erholungsflächen am Nonnensee wurden unter anderen, für Rügen typische Arten, explizite „Verantwortungsarten“ des Bundesamtes für Naturschutz ausgewählt. Dazu zählen jene Arten, die nur in Teilen Deutschlands ihr Verbreitungsgebiet besitzen. Diese sind daher gezielt zu entwickeln und in ihrem Bestand zu sichern. Die Hecken- und Gebüschstrukturen wurden so konzipiert, als dass sie heimisch, vielfältig, blühend, Früchte und zu einem großen Teil Dornen oder Stachel tragend sind. „Je strukturreicher eine Feldhecke ist, umso vielfältiger ist auch ihre Tierwelt[12]“. Früchte und Blüten sind Nahrung für viele Insekten, Kleinsäuger und Vögel. Ein weiterer Aspekt ist die schmückende Wirkung der Blüten und Früchte zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahresverlauf. Bei Reife oder Verzehr fällt zudem immer ein Teil der Früchte auf den Boden, sodass dort weitere am Boden lebende Organismen und Mikroorganismen versorgt und mikrobielle Zersetzungsprozesse gefördert werden.

Gerade die auf sandigen Bereichen angesiedelten Wildrosen, wie Hundsrosen sind ein markantes Element im Landschaftsbild Rügens. Man sieht sie farbenprächtig blühend, auf trockenen Wällen am Boddenstrand oder am Rand von Dünenwäldern der Ostsee stehen. Wildrosen sind ein bedeutender Bestandteil im Gebiet der angelegten Heckenstrukturen und unterstreichen den für Rügen typischen Naturcharakter. Die Strauchpflanzen der Hecken- und Gebüschstrukturen wurden absichtlich nicht flächendeckend auf die zugeteilten Bereiche gesetzt. Die ausgesparten Bereiche dienen als Habitat und Nährboden für die sukzessive Entwicklung. Die Ansiedlung der erst krautigen und später zunehmend holzigen Pionierarten können verfolgt und beobachtet werden.

Informationen über temporär Wasser führenden Feuchtbiotopen

Im Bereich des Naturlehrpfades am Nonnensee kommen nicht nur trockene Biotope vor. In den bestehenden Mulden wurden neue temporär wasserführende wechselfeuchte Lebensräume geschaffen. Durch das Aufbringen und Verdichten mit natürlichem mineralisch lehmigen Ton auf dem Untergrund, kann das Wasser nicht sofort versickern und temporär (für eine gewisse Zeit) aufgestaut werden. Diese so entstandenen Stillgewässer dienen als temporäre und ökologisch vielschichtige Lebensräume für Libellen, Käfer und bedrohte Amphibienarten oder Gelbbauchunke.

Solche Rückzugsgebiete der Natur inmitten intensiv bewirtschafteter Flächen erfüllen eine wichtige Funktion. Sie dienen als Trittsteine und Korridore für Flora und Fauna, indem sie punktuelle oder flächige Verbindungen zwischen den Rückzugsgebieten herstellen[13].

Es ist gewollt, dass die Stehgewässer bei anhaltender Trockenheit austrocken. Der geringe Wasserkörper bewirkt zudem, dass Temperaturen und Sauerstoffgehalt großen Schwankungen unterliegen. Es handelt es sich um sehr wechselhafte Lebensräume, die zeitweise zwar ideale Bedingungen bieten können, andererseits aber schnell verschwinden. Es siedeln sich Tiere mit entsprechenden Fähigkeiten an, die solche extremen Schwankungen überdauern oder ein neues Quartier besiedeln. Durch die zeitweise Austrocknung der Tümpel wird man Wasserpflanzen wie Seerosen nicht finden. Stattdessen werden sich Pflanzenarten ansiedeln, die auch zeitweilig einmal im Trockenen stehen können oder in Form von Samen die Trockenzeiten gut überdauern. Auch die schnelle Neubesiedlung - über Samen oder beispielsweise als Pflanzenteil im Gefieder von Wasservögeln - ist eine mögliche Strategie. Die temporären Stehgewässer sind bedeutende Lebensräume für Insektenarten aus den Gruppen der Schwimmkäfer, Wasserkäfer, Zuckmücken, Stechmücken, Libellen und Köcherfliegen. Für viele der heimischen Lurche, wie zum Beispiel Kammmolch, Fadenmolch oder Bergmolch aber auch heimische Frösche, wie Laubfrosch bzw. Grasfrosch haben temporäre Stehgewässer eine herausragende Bedeutung als Lebens- und Laichraum[14]. Viele der heute landwirtschaftlich genutzten Flächen waren früher Feuchtgebiete, welche Amphibien ideale Lebensräume boten. Die zunehmende Drainage der Agrarflächen ist Grund für den Verlust eines hohen Anteils von feuchten Kleinstbiotopen. Auch Stoffeinträge in Form von Giftstoffen oder Düngemitteln stellen eine Gefährdung dar. Sie wirken sich unmittelbar und schnell auf die Artengemeinschaften aus. Der geringe Wasserkörper kann nur eine geringe Pufferwirkung entfalten. Anorganische Dünger, Gülle und Pflanzenschutzmittel führen bei Amphibien zu Verätzungen und Vergiftungen, die meist tödlich enden. Aufgrund der speziellen Anpassungen der Arten ist eine Neuanlage von temporären Stehgewässern eine Erfolg versprechende Maßnahme, da die neu entstanden Lebensräume schnell besiedelt werden[15].

Auf den Natur- und Erholungsflächen des Nonnensees gibt es zwei Bereiche, in denen die Entstehung von temporären Kleinstgewässern durch mineralische Ton- oder Lehmeinlagerung gezielt gefördert werden. Es wird jedoch erhofft, dass sich ohne planerischen Eingriff weitere solcher Gewässer im Gebiet etablieren.

Rohbodenflächen ohne Vegetationsdeckschicht mit natürlicher Sukzession

An den entwickelten Hecken-, Gebüsch- und Wiesenstrukturen der Natur- und Erholungsflächen am Nonnensee schließen sich offene Bereiche an, die der Primärsukzession (selbstständige Besiedlung und Entwicklung von Pflanzen auf Flächen ohne Samen) unterliegen. Es wird erwartet, dass sich ruderal-artige (Erstbesiedlung) Vegetationsstrukturen herausbilden, die mit Durchlaufen der Sukzessionsstadien und Weiterentwicklung, die Pflanzungen im Umfeld zusätzlich verdichten. Mit zunehmender Bodenbildung können sich Arten ansiedeln, die sich unter anderem über Ausläufer und Sporenflug verbreiten und dichtere Bestände ausbilden. Vor allem in den ersten fünf bis zwanzig Jahren, aber auch nachfolgend, kann von einer interessanten Entwicklung sich ablösender für Rügen typischer Pflanzengesellschaften ausgegangen werden. Schüler der Biologieklassen der Schulen Bergen auf Rügens und andere Besucher können diese Entwicklungen verfolgen. Mit dem Verlauf der Jahre wird sich eine konstantere Vegetationszusammensetzung am Nonnensee etablieren. Willkürlich geöffnete oder natürliche Rohbodenflächen stellen einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche Pionierarten im Bereich Flora und Fauna dar[16]. Vor allem in den ersten Jahren nach der Rohbodenöffnung können gefährdete Arten, wie zum Beispiel die Feldlerche dieses Habitat beanspruchen. Flächig angelegte Offenlandbiotope in Kombination mit Blüten- und fruchtreichen Gehölzen bilden eine landschafts- und biotopverbindende Vegetationsform, die zur Förderung und Entwicklung blüten- und fruchtnutzender Insekten und Vögel beiträgt.

Fotos: Stadt Bergen auf Rügen - Bau- und Ordnungsamt
Autor: Thomas Nießen Büro für Landschafts- und Freiraumarchitektur
[1]BfN 2014 S. 7ff.
[2] Vgl. Netzwerk Blühende Landschaft, http://www.bluehendelandschaft.de/nbl/nbl.handlungsempfehlungen/nbl.handlungsempfehlungen.4/index.html, abgerufen am 30.08.2018 um 16:12 Uhr
[3] Vgl. ebd.
[4]  Vgl.: BUND, https://www.bund-mecklenburg vorpommern.de/themen/naturschutz/naturschutz/biotope-in-m-v/die-wiese/, abgerufen am 02.08.2018 um 09:34 Uhr
[5] Vgl. ebd.
[6] BfN 2014 S. 17ff.
[7] Vgl.: http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Ruegen/Miese-Ernte-auf-teurem-Acker, abgerufen am 25.08.2018 um 11:27 Uhr
[8] Bünger et al. S.3 ff.
[9] Baumschutzsatzung – BSchS Schwerin 2014
[10] Lenschow et al. S.36ff.
[11] Ebd.
[12] Ebd.
[13] http://eiszeitseen.de/biotopverbund/lebensraum/stillgewaesser.html/, abgerufen am 10.08.2018 um 11:34 Uhr
[14] https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/suesswasser/tuempel//, abgerufen am 10.08.2018 um 07:26 Uhr
[15] https://www.deutschlands-natur.de/lebensraeume/suesswasser/tuempel//, abgerufen am 10.08.2018 um 11:56 Uhr
[16]  Vgl.: http://eh-da-flaechen.de/index.php/eh-da-flaechen/lebensraeume/ebene-rohbodenflaechen, abgerufen am 14.05.2018 um 13:40 Uhr

Wasservögel

Informationen zu den Wasservögeln[1]

Bereits kurze Zeit nach Aufgabe der Nutzung als landwirtschaftliche Fläche hat sich das Gebiet des Nonnensees zu einem überregional bedeutsamen Mauser-, Durchzugs- und Rastgebiet für Wasservögel entwickelt. Innerhalb der letzten 10 Jahre wurden am Nonnensee 80 an Freiwasserflächen gebundene, Vogelarten nachgewiesen. Graugänse, Schnatterenten und Höckerschwäne nutzen ihn in den Sommermonaten als Mauserplatz. Kleine Gruppen nordischer Gänse und Singschwäne bevorzugen ihn als Schlafplatz. Wasservogelarten, wie Kormoran, Rothals- und Haubentaucher, verschiedene Entenarten, Lachmöwen und Seeschwalben können beim Brüten und bei der Brutpflege beobachtet werden.

Informationen zum Höckerschwan

Höckerschwanenpaare brüten am Nonnensee. Da sich die großen Wasservögel am liebsten von Wasserpflanzen ernähren bietet der flache See eine bevorzugte Nahrungsquelle. Zur Nahrungsaufnahme stecken die imposanten Wasservögel ihren langen Hals bis zu einem Meter tief ins Wasser und reißen Wasserpflanzen los. Diese Art der Nahrungsaufnahme nennt man Gründeln. Außerdem weiden Höckerschwäne auch Uferpflanzen und Gras ab.

Der Höckerschwan ist der größte heimische Wasservogel und wird 125 bis 160 cm lang. Das Gewicht der Weibchen liegt zwischen 6,6 und 12 Kilogramm. Männchen können bis zu 15 kg schwer werden. Damit zählt der Höckerschwan zu den schwersten flugfähigen Vögeln überhaupt. Das Gefieder ist leuchtend weiß. Auf dem orangefarbenen Schnabel ist das besondere Merkmal dieser Schwanenart, der schwarze Höcker, zu erkennen.

Das Nest errichten die Höckerschwäne im Schilf oder am Ufer. Dazu verwenden sie unterschiedliches Pflanzenmaterial, sowie eigene Daunen. Die Eiablage erfolgt meist in der zweiten Aprilhälfte. Während der nächsten Wochen brütet das Weibchen die Eier aus, während das Männchen das Brutrevier erbittert verteidigt. Die geschlüpften Jungen haben ein graues Federkleid und werden von beiden Elternteilen versorgt. Nach der 18. Woche sind die Jungtiere flugfähig.

Informationen zum Eisvogel – Vogel des Jahres 1973 und 2009

Der Eisvogel, auch Königsfischer, blauer Blitz oder fliegender Edelstein genannt, brütet an langsam fließenden oder stehenden Gewässern mit einem reichen Angebot an Kleinfischen und Sitzwarten. Mit seinem dolchartigen Schnabel erbeutet er hauptsächlich kleine Süßwasserfische, indem er kopfüber wie ein Pfeil die Wasseroberfläche durchstößt. Mehrere Faktoren sorgen für seine Popularität. Er ist der einzige Vertreter der Eisvogel-Familie in Mitteleuropa. Seine Gefiederfärbung ist exotisch und unverwechselbar und er betreibt spektakulären Fischfang.

Nicht nur die Bedingungen unter der Wasseroberfläche machen ein gutes Eisvogelrevier aus, sondern auch die Strukturen am Rand des Gewässers. Der Eisvogel braucht Ansitzwarten am Ufer, von denen aus er auf Beute lauern kann. An „sterilen“ Gewässern ohne Röhrichtgürtel oder Büsche und Bäume, die das Ufer säumen, kann er nicht erfolgreich jagen. Der Nonnensee biete ihm daher den richtigen Lebensraum.

Informationen zur Stockente

Die Stockente ist die größte und am weiteste verbreitete Ente in Deutschland. Sie zählt zu der Gattung Schwimmenten. Man sieht sie in ganz Europa, an Küsten und im Inland. Stockenten gehören zu unseren einheimischen Vogelarten und in Nordeuropa zu den Zugvögeln. Bei ca. 60 cm Körpergröße wiegt sie ungefähr 1,5 kg. Stockenten ernähren sich hauptsächlich pflanzlich. Hierbei bevorzugen sie Wasserpflanzen, fressen an Land aber auch Blätter und Gräser, sowie als tierische Kost Schnecken.

Informationen zum Kormoran Vogel des Jahres 2010

Der Kormoran brütet seit Jahrzehnten im Bereich des Nonnensees und zieht von Baumgruppe zu Baumgruppe. Durch die Ausscheidungen der Brut- und Schlafkolonien stirbt die Großvegetation nach mehreren Jahren ab und die Vögel ziehen weiter.

Der Kormoran ist etwa 80 bis 100 Zentimeter groß und wiegt zwischen 1,7 und 3 Kilogramm. Die Weibchen sind etwas kleiner als die Männchen. Der Hals ist lang und kräftig, der Kopf etwas keilförmig. Am Ende des geraden Schnabels befindet sich eine Hakenspitze. Das Gefieder des Kormorans ist überwiegend schwarz und glänzt metallisch. Jungvögel sind an ihrem braunen Gefieder zu erkennen. Im Jugendkleid besitzen die Vögel auch weiße Partien.

Kormorane sind Koloniebrüter, die meist auf höheren Bäumen brüten. Sie legen drei bis vier Eier, die von den Partnern gemeinsam bebrütet werden. Nach 23 bis 29 Tagen schlüpfen die Küken. Ihre Nestlingszeit beträgt sechs bis sieben Wochen. Erst im Alter von zwei Monaten sind sie voll flugfähig.

Kormorane fressen fast ausschließlich Fische und tauchen oft gemeinsam nach Nahrung. Sie fangen bevorzugt Fische von 10 bis 20 Zentimetern Länge. Nur ausnahmsweise werden auch andere, kleinere Wirbeltiere erbeutet, am Meer gelegentlich auch Krabben und Garnelen.

Intensive Verfolgungen durch den Menschen bringen den Kormoran erneut in Gefahr: Die Maßnahmen reichen vom Fällen der Horstbäume über die Zerstörung von Nestern und Eiern bis zur Vertreibung (Vergrämung) und Tötung durch Abschuss am Brutplatz sowie in Rast- und Überwinterungsgebieten.

Informationen zum Haubentaucher

Haubentaucher sind 46-51 cm lang und haben eine Flügelspannweite von 59 bis 73 cm. Sie werden 800-1.400g schwer. Im Sommer sind die Vögel in ihrem Prachtkleid sehr leicht zu erkennen: Sie schwimmen häufig mitten auf Seen und verschwinden immer wieder zu längeren Tauchgängen. Sie haben einen langen, von vorne weißen Hals, ein weißes Gesicht, einen schwarzen Scheitel und eine braunrote und schwarze Haube. Nacken und Rücken sind braun.

Der Haubentaucher ist ein Unterwasserjäger. Seine Hauptnahrung sind kleine Fische, wie Rotauge und Flussbarsch. Zuweilen aber stehen auch größere Fische auf seinem Speiseplan, der auch Wasserinsekten und kleine Krebse, beinhaltet.

Haubentaucher sind optimal an das Leben im Wasser angepasst - nur selten werden sie fliegend beobachtet. Auf dem Wasser werden die kleinen Jungtiere meist im Rückengefieder mitgenommen. Dies bietet für sie den besten Schutz vor räuberischen Fischen, wie z.B. dem Hecht, die es aber im Nonnensee nicht gibt.

Fotos: Stadt Bergen auf Rügen - Bau- und Ordnungsamt
[1] https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/

Landvögel

Informationen zu den Landvögeln[1]

Zwischen 1998 und 2009 sind in Deutschland 15 Prozent aller Vogelbrutpaare verschwunden. Innerhalb von nur zwölf Jahren haben wir demzufolge etwa 12,7 Millionen Vogelbrutpaare verloren. Es gibt viele verschiedene Todesursachen für Vögel, wie Beutegreifer, Jagd oder Windräder. Untersuchungen zeigen allerdings, dass der dramatische Verlust der letzten Jahre weniger durch gestiegenen Todeszahlen bei ausgewachsenen Vögeln zu erklären ist, als dadurch, dass nicht genug Jungvögel großgezogen werden. Das passiert, wenn Vögel keinen geeigneten Lebensraum und nicht mehr genügend Nahrung finden.

Mit den neu angepflanzten Bäumen- und Sträuchern im Bereich des Naturlehrpfades haben wir einen kleinen Beitrag geleistet, um den verschiedensten Vogelarten Brutplätze anzubieten. Die nächsten Jahre wird sich zeigen, ob neue Populationen dieses Angebot annehmen und wir neue Brutpaare zählen können.

Informationen zu den Graugänsen

Graugänse brüten an verschiedenen Orten auf Rügen. Zur Mauserzeit sind jedoch am Nonnensee über 1.000 Exemplare gleichzeitig zu beobachten, was den Nonnensee zum bedeutendsten Mauserplatz für Graugänse des Landes macht. Im September und Oktober sie ziehen in Trupps nach Süden. Mit 76-89 cm Gesamtlänge und durchschnittlich etwa 3,5 kg Gewicht ist die Graugans die größte heimische Wildgans. Graugänse heben sich von den anderen Gänsen wegen des hellen Gefieders ab und ist massiver mit dickem Hals, größerem Kopf und kräftigerem, keilförmigen Schnabel. Die Beine sind blass rosa, der Schnabel orange bis rosa. Sie fliegt auf breiten Flügeln. Die Vorderflügel sind oberseits hellgrau leuchtend gefärbt. Die europäische Gans hat als einzige zweifarbige Unterflügel mit hellen kleinen Unterflügeldecken und Achselfedern. Graugänse leben von Land-und Wasserpflanzen. Der Nonnensee bietet in ausreichenden Mengen kurze Gräser, Kräutern, Stauden und Wurzeln. Auf ihrem Speiseplan stehen allerdings auch Kartoffeln und Rüben.

Informationen zum Trauerschnäpper

Der Trauerschnäpper ist ein Langstreckenzieher. In der Zeit von April bis September hält er sich in den Laub- und Mischwäldern Nord- und Mitteleuropas auf. Er ist am häufigsten dort anzutreffen, wo es genügend Baumhöhlen und Nistkästen zum Brüten gibt. In den Gehölzen am Nonnensee findet er Unterschlupf zum Brüten und Aufziehen seiner Küken. Er frisst vor allem Insekten, Spinnen und Käfer. Ein Trauerschnäpper ist ca. 13 cm groß. Die Männchen haben eine schwarz oder dunkelbraune Oberseite. Die Unterseite und die Flügel sind weiß. Die Weibchen sind etwas heller. Die Brutdauer beträgt 13 Tage. Durch das Anbringen von Nistkästen und dem Erhalten von Altholzbeständen wird die Population gesichert.

Informationen zum Seeadler

Am Nonnensee kann man hin und wieder den Seeadler beobachten, wenn er seine Kreise zieht und auf Jagd geht. Der Greifvogel in unseren Breitengraden gehört zu den Fischfressern und bewohnt ganzjährig Landschaften in Gewässernähe. Er nistet vor allem in störungsarmen, größeren Altholzbeständen, scheint aber in jüngerer Zeit zunehmend auch einige früher als wenig geeignet angesehene Horst-Standorte anzunehmen. Der Seeadler ist der größte Greifvogel Europas. Man erkennt ihn gut an seinem "brettförmigen" Flugbild und bei Altvögeln an deren weißem Schwanz.


Fotos: Stadt Bergen auf Rügen - Bau- und Ordnungsamt
[1] https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/ aufgerufen am 10.06.2020 9:20

Landwirtschaft

Informationen zur industrieller Landwirtschaft

Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die Abwanderung bäuerlicher Arbeitskräfte zur Folge. „Arbeit“ wurde gegenüber dem „Boden“ und dem eingesetzten „Kapital“ immer teurer. Arbeitskräfte wurden durch Maschinen ersetzt, körperlich anstrengende Tätigkeiten durch technische Hilfsmittel erleichtert. Es kam zu einer intensiven Mechanisierung in der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft ist Deutschlands größte Flächennutzerin. Gleichzeitig ist sie ein wichtiges Standbein unserer Volkswirtschaft. Sie sichert die Ernährung und produziert nachwachsende Rohstoffe. Darüber hinaus spielt sie eine wesentliche Rolle für den Erhalt und die Entwicklung der Kulturlandschaft.

Doch mit der zunehmenden Intensivierung sind vielfältige Umweltbelastungen verbunden. Der Deutsche Rat für Landespflege[1]  hatte hierzu 1993 in einer seiner Schriftenreihen festgestellt, dass umweltbelastende Wirkungen zu vermeiden bzw. rückgängig zu machen sind und dass unter vernünftigem Einsatz moderner Produktionsweisen alle Möglichkeiten zur Herstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, zur Erhaltung der Artenvielfalt und der Lebensräume der Arten und zur Wiederherstellung des Landschaftsschutzes genutzt werden.

Unter anderem war die Forderung für Betriebe in den landwirtschaftlichen Intensivgebieten zum Beispiel die Bereitstellung und Schutz von Flächen für naturbetonte Biotope in einer Größenordnung von bis zu 20 - 15% der landwirtschaftlichen Fläche, um einem weiteren Verlust von Pflanzen – und Tierarten erfolgreich zu begegnen. Folgendes sei dabei zu berücksichtigen:

  • Ausreichende große Flächen sind in eigens intensiv genutzten Gebieten noch vorhanden, diese sind zu sichern.
  • Zusätzliche sind Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen; diese sollen zu naturnäheren Flächen aktiv oder über natürliche Sukzession entwickelt werden.
  • Diese ökologischen Vorrangsflächen sollen im Durchschnitt 8 - 10% der Flächen einnehmen.
  • Noch erhaltene kleinteilige Reste von naturbetonten Landschaftsbestandteilen in der Flur sind zu erhalten und sichern (Kleinbiotope, Tümpel, Quellsümpfe, Einzelbäume, Hangterrassen, Baum- und Strauchreihen).

Mit der geschaffenen Aufwertung rund um den Nonnensee und der Herstellung genau dieser Elemente haben wir einen großen Beitrag zur Erfüllung dieser Forderungen geleistet.

Die Feldlerche – Vogel des Jahres

Zum zweiten Mal wurde die Feldlerche Vogel des Jahres 1998 und 2019. Dies soll darauf aufmerksam machen, welchen Einfluss die Intensivierung der Landwirtschaft auf Feldvögel hat. Intensivkulturen mit Mais und Raps, fehlende Brachflächen, Unmengen Gülle und zu viele Pestizide haben die Landschaft verändert und vielen Feldvögeln den Lebensraum genommen. Auch die Insektennahrung ist zurückgegangen – nach neuesten Daten um mehr als 75 Prozent seit 1989.

Für die Feldlerche wird das geschaffene Naturareal deshalb ein willkommener neuer Lebensraum werden.


Fotos: Stadt Bergen auf Rügen - Bau- und Ordnungsamt
[1] Heft 63-1993 der Schriftenreihe des Deutschen Rates für Landespflege, Seite 10