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Klimawaldkonzept der Stadt Bergen auf Rügen

Wie allgemein bekannt befindet sich die Welt und damit auch Mecklenburg- Vorpommern in einem klimatischen Wandel. Für das waldbauliche Handeln ist dementsprechend eine Betrachtung der aktuellen und der für die Zukunft prognostizierten Klimaverhältnisse unumgänglich.

Die Jahresmitteltemperatur wird weiter rasant ansteigen sowie auch die Anzahl der Sommertage. Die Anzahl der Frosttage wird hingegen abnehmen und Niederschläge in Form von Wetterextremen um ca. 9% zunehmen, Tendenz steigend. Auch Extreme wie Dürre und Flut werden sich erhöhen.
Die Folgen sind stark ausgetrocknete Böden, die plötzlich eintreffende Wassermengen nicht aufnehmen können.  Starksturmereignisse, die vor allem in den Küstenregionen gravierende Folgen haben können sowie der Anstieg des Meeres aufgrund seiner wärmebedingten Ausdehnung.

Auch der Wald ist durch die verschiedenen klimatischen Veränderungen stark betroffen. Steigende Temperaturen und zunehmende aber unregelmäßig auftretende Niederschläge führen zu Trockenstress und Vitalitätseinbußen durch Wassermangel. Durch die Schwächung der Bäume profitieren Schadinsekten, wie etwa Borkenkäfer, die die Bäume vermehrt befallen können. Neben den von Schaderregern ausgehenden Bedrohungen führen diese Wetterextreme im besten Fall zu Zuwachsverlusten und im schlimmsten Fall zum direkten Absterben der Pflanzen (auch ohne Schädlinge).

Was wurde bisher erreicht?

In den letzten 10 Jahren wurden auf dem Standort Bergen auf Rügen ca. 16 Hektar kranke Fichten- und Eschenbestände zu stabilen, gesunden und standortgerechten Laub-Mischwald umgebaut.
Die Fichte ist ein Flachwurzler und damit, auf den hier vorherrschenden sandigen Böden sturmwurfgefährdet. Der sandige Boden führt ebenfalls dazu, dass die Fichte das Wasser nicht optimal aufnehmen kann und durch die heißen und trockenen Sommer ist sie geschwächt und somit anfällig für Schaderreger wie Insekten und Pilze.
Die Gemeine Esche ist durch das Eschentriebsterben zu 100% betroffen und bereits stärk geschädigt. Dabei sind 50% der Eschenbestände bereits abgestorben, der Rest ist durch Kronensterben und mangelnde Vitalität im Absterben begriffen.
Auf diesen Flächen stehen jetzt 10- Jährige Bäume der Arten: Bergahorn, Europäische Lärche, Vogelkirsche, Sandbirke, Zitterpappel, Rotbuche, Winterlinde, Spitzahorn, Gemeine Kiefer, Rot-Eiche, Esskastanie, Baumhasel und die Schwarznuss.

Was muss noch erreicht werden?

Im Stadtwald Bergen sind immer noch einige Flächen mit Fichten und Eschen bestockt, hier sollten weiterhin kranke Bäume aus dem Bestand genommen und durch andere Baumarten ersetzt werden. Neben Fichten und Eschen, wird es auch die Rotbuche in den nächsten Jahren schwer haben, da sie mit den sich erhöhenden Temperaturen sowie Trockenperioden nicht gut zurechtkommt. Insgesamt handelt es sich hierbei um eine Fläche von 65 Hektar Fichten-/ Eschen- und Buchenbestand.

Im Falle der Eschen und der Buchen, sollte jedoch nicht flächig entnommen werden, sondern es sollten vereinzelt mehr und neue Baumarten eingebracht werden, um den Bestand zu stabilisieren und anzureichern. Für dieses Vorhaben müssten jedoch einige Bäume (auch gesunde) entnommen werden, damit die „Neuen“ gut anwachsen können.

Für die Natur, doch auch für uns Menschen ist es unabdingbar, dass dem Klimawandel entschieden entgegengetreten werden muss. Der Wald der Stadt Bergen auf Rügen soll auch zukünftigen Generationen mit allen seinen Funktionen zur Verfügung stehen und daher mithilfe von verschiedenen Maßnahmen in seiner Standhaftigkeit gestärkt werden.

Aktueller Stand

Eine Maßnahme, um den Klimawandel entgegen zu wirken, ist die Umsetzung des Projektes Klimawaldkonzept der Stadt Bergen auf Rügen.
Seit nunmehr 2,5 Jahren wird in Zusammenarbeit mit der Landesforst M-V, dem Forstamt Rügen am Projekt für den Stadtwald der Stadt Bergen auf Rügen gearbeitet.

Das Besondere bei diesem Projekt ist, dass die Bürger*innen sich hierbei aktiv mit einbringen können und so über die Belange des Stadtwaldes mitentscheiden dürfen. Dieser Prozess ist für Mecklenburg- Vorpommern einmalig und stellt damit auch eine Vorbildfunktion für andere Kommunen und ihren Wald da.

Grundlage des Verfahrens bildete bereits die erste öffentliche Vortragsveranstaltung des Forstamtes Rügen, am 20.11.2021. Diese diente als Informationsauftakt zum Thema Klimawald und der Vorstellung der Bürgerbeteiligung, die in Form einer Bürgerumfrage zum Thema „Stadtwald Bergen“, geplant wurde.

Die Umfrage wurde nach der Veranstaltung auf der Internetseite der Stadt Bergen auf Rügen eingestellt, sowie in Papierform im Rathaus und im Forstamt Rügen in Zirkow ausgelegt und stand damit jedem Bürger*innen zur Verfügung.

Ziel der Bürgerumfrage war, die Wünsche, Vorstellungen, persönlichen Empfindungen und Ideen der Bürger*innen für die Zukunft des Stadtwaldes Bergen, im Konzept zum Waldumbau, das von der Landesforst M-V, dem Forstamt Rügen in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie der Georg- August- Universität Göttingen erstellt wurde, zu berücksichtigen und vor allem mit einzubeziehen.

Das Ergebnis dieser Bürgerumfrage wurde am 20.08.2022, im Rahmen einer zweiten öffentlichen Vortragsveranstaltung, des Forstamtes Rügen zum Thema Klimawaldkonzept der Stadt Bergen auf Rügen, ausgewertet.

Neben der Auswertung der Bürgerumfrage, enthielt der Vortrag interessante Informationen, Grafiken und Bilder, zu den aktuellen bzw. zukünftigen Problemen des Waldes. Es wurde aufgezeigt und erläutert was ein Klimawald ist und was ihn ausmacht.

Auch Themen wie, die geeignete Baumartenwahl, der Artenschutz und die Artenvielfalt, das System Nieder- und Mittelwald, die Erholungs-, Bildungs- und Wirtschaftsfunktion des Waldes sowie eine mögliche Finanzierung des Projektes wurden erläutert.